Wie kommt der Tee in die Tablette?

Bäume tragen keine «Pillen» als Früchte

Eine Kundin wünscht ein Medikament gegen Schlafstörungen, etwas Pflanzliches zur Minimierung der Prüfungsangst Ihres Sohns und für sich selbst ein natürliches Aufbaupräparat. Es könnte sein, dass sie mit grünen und blauen Dragées sowie lila Kapseln die Apotheke verlässt. Dabei handelt es sich um wirksame Medikamente, die aus Pflanzen gewonnen, in eine konzentrierte und kundenfreundlich praktische Form gebracht wurden.

„Die volle Heilkraft der Natur“ Ciba-Geigy OTC Pharma

Neugierig, wieso und wie diese Medikamente hergestellt werden?

Dann lassen Sie uns vorab gemeinsam über einige pharmazeutische Fragen nachdenken.

Pflanzen zum Kauen, Räuchern und als Tee?

Pflanzen sind unsere ältesten Heilmittel. Cannabis wurde bei einer Mumie in Sibirien gefunden.

Ötzi hatte Pilze als Reiseapotheke bei sich und Medikamenten-Rezepte auf babylonischen Tontafeln kann man heute noch lesen. Die Zubereitung war über Jahrtausende ähnlich: Man kann Pflanzen frisch essen oder zur Konservierung trocknen. Getrocknete Heilpflanzen (sogenannte Drogen) können zum Beispiel als Tee zubereitet oder geraucht werden. In Alkohol eingelegt werden Pflanzenteile zu einem Schnaps oder pharmazeutisch gesehen zu einer Tinktur.

Wirkstoffe?

Während die Wirkung einer Pflanze von unseren Ahnen spirituell erklärt wurde, sucht die Wissenschaft seit etwa anderthalb Jahrhunderten chemische Wirkstoffe. Diese Erkenntnisse führten zur Entwicklung von Medikamenten wie beispielsweise Aspirin.

Ganz ausgedient haben die Heilpflanzen natürlich nicht. Idealerweise kombiniert man das Wissen. Mit analytischen Möglichkeiten lässt sich auch die Qualität von Pflanzen und den daraus gewonnenen Extrakten bestimmen. Vor allem kann man diese standardisieren und so die gleichbleibende Qualität sichern.

Extrakte?

Ein Extrakt ist ein Produkt, welches je nach Herstellung unterschiedliche Wirk- und Begleitstoffe enthält. Der Herstellungsprozess ist dabei fast so wichtig wie die verwendeten Pflanzen. (So, wie das Endprodukt eines Apfels sich unterscheidet, wenn Sie ihn auspressen, dörren oder Apfelmus kochen).

Wässriger, alkoholischer oder Trockenextrakt?

Bei der Teezubereitung werden Kräuter mit heissem Wasser übergossen, die wasserlöslichen Substanzen gelangen ins Wasser.

Eine Tinktur wird ähnlich hergestellt. Man lässt die Kräuter eine gewisse Zeit in Alkohol stehen und siebt das Ganze ab. Es sind andere Substanzen, die sich auf diese Weise aus der Pflanze lösen, als bei einem Tee.
Je nach gewünschtem Inhaltsstoff kann man also unterschiedliche Extraktionsmittel nutzen und nach der Extraktion diese durch Trocknen allenfalls wieder entfernen. Das entstehende Pulver wird Trockenextrakt genannt. Denken Sie beispielsweise an Nescafé – dies ist ein Trockenextrakt von Kaffee.

Aus den Trockenextrakten können Tabletten gepresst werden und endlich haben wir das Rätsel gelöst: Der Tee (resp. der pflanzliche Wirkstoff) liegt in Form einer Tablette vor uns.

Farbige Dragées und Kapseln?

Die Herstellung von Arzneimitteln nennt man Galenik. Die Wirkung einer Substanz hängt stark davon ab, auf welchem Weg sie in den Körper gelangt und wie es dort weitergeht. Im Folgenden einige Beispiele: