Gicht

Geschrieben von Silvia Röder am 23. April 2024

Ernährung | Gesundheitstipps | Senioren

Heute in allen Gesellschaftsschichten vertreten – wurde die Gicht in früheren Zeiten auch „die Krankheit der Könige“ genannt, weil sich nur Wohlhabende Fleisch leisten konnten. Fleischkonsum gilt als Auslöser der Krankheit.

Gicht: Plötzlich Schmerz im Grosszehengelenk?

Gicht gehört zu den Rheumaerkrankungen und befällt als erstes meistens das Grundgelenk der Zehen. Häufig wird bei einem Gichtschub nur ein Gelenk befallen, aber es können auch mehrere Gelenke sowie Weichteile betroffen sein. Ein Gichtschub kommt meist plötzlich und oft in der Nacht. Dabei produziert der Körper vermehrt Harnsäure oder es liegt eine verminderte Ausscheidung über die Niere vor. Häufig tritt die Krankheit auch familiär bedingt öfter auf.

Gicht: Harnsäurekristalle zerstören Gelenke

Die Ursache ist eine Erhöhung der Harnsäurekonzentration im Blut. Als Folge findet die Auskristallisierung von Natriumkristallen in den Gelenken und zuweilen auch in anderen Geweben statt. Dies kann akut zu starken Schmerzen, Schwellungen und Rötungen führen. Bei Nichtbehandeln der Symptome können sich zuweilen sichtbare Knoten bilden, was zerstörerisch auf das Gelenk wirkt und zu bleibender eingeschränkter Beweglichkeit oder gar Deformation führen kann.

Harnsäure ist ein Abbauprodukt der körpereigenen Purine, welche in einigen Lebensmitteln enthalten sind:

  • Fleisch (besonders in Innereien wie der Leber)
  • Fisch und Meeresfrüchte
  • Alkoholische Getränke wie Spirituosen und Bier
  • Fruktosereiche Getränke

Die Ursache der Gicht: Ein fehlendes Enzym im Stoffwechsel

Bei den meisten Säugetieren wird die Harnsäure mit einem körpereigenen Enzym in einen wasserlöslichen Stoff umgewandelt und kann dadurch leicht über die Niere ausgeschieden werden. Beim Menschen fehlt jedoch dieses Enzym, was beim betroffenen Patienten zu den erwähnten Symptomen führen kann.

Gicht: Männer früher und öfter betroffen

Etwa 80% der Betroffenen sind männlich. Der erste Gichtanfall tritt bei einem Mann durchschnittlich im Alter zwischen 40-45 Jahren auf.

Gicht: Frauen meist erst nach den Wechseljahren

Frauen sind bis zur Menopause durch die weiblichen Geschlechtshormone vor der Erkrankung weitestgehend geschützt. Aus diesem Grund betrifft es Frauen oft erstmals im Alter zwischen 55-60 Jahren.

Gicht: Risikofaktoren im Blick behalten!

Zusätzlich können Übergewicht, andere Stoffwechselstörungen wie hoher Blutzucker, hohe Cholesterinwerte aber auch Bluthochdruck die Gicht begünstigen.

Diese Nahrungsmittel können Gicht fördern

  • Innereien: Wurstwaren und Fleisch – diese sind purinreich, weshalb sie einen Anstieg des Harnsäurespiegels auslösen können
  • Alkohol: insbesondere Bier lässt den Harnsäurespiegel steigen. Sogar das alkoholfreie Bier fördert den Gichtschub: die Hefe, welche für den Gärprozess benötigt wird, enthält Purin
  • Süsses: mit Mass – vor allem der Fruchtzucker hat es in sich und erhöht den Harnsäurewert

Veranlagung zu Gicht? Auf diese Lebensmittel sollten Sie setzen

  • Milchprodukte: diese senken den Harnsäurespiegel.
  • Salat & Gemüse: Essen Sie viel davon. Diese sind purinarm und führen dem Körper weitere gesundheitsfördernde Nährstoffe zu. Hülsenfrüchte werden nach neuesten Erkenntnissen ebenfalls als hilfreich taxiert.
  • Wasser: täglich mindestens 2 Liter Wasser oder Kräutertee trinken. Das schätzt der Körper grundsätzlich. Im Gicht-Kontext hilft Flüssigkeit für eine produktive Ausscheidung.

Ergänzende Schritte zur Bekämpfung von Gicht

  • Auf einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt achten. Dies kann eine raschere Genesung bewirken und zugleich als Prophylaxe von neuen Gichtschüben genutzt werden
  • Gewicht reduzieren – jedoch in kleinen Schritten. Drastisches Fasten kann ebenfalls einen Gichtschub auslösen
  • Äusserlich zur Linderung beitragen kann ein Wickel: Bei einem akuten Gichtschub wirken kalte Umschläge, bei chronischer Gicht eher warme

Klassische Therapiemöglichkeiten

In der klassischen Medizin wird zum einen der akute Schub therapiert (in erster Linie mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln, sowie kurzfristig auch mit Kortison). Bei einer Veranlagung wird aktiv mit einer Prophylaxe-Therapie das Auftreten weiterer Anfälle vermieden.

Hier gibt es zwei Ansatzpunkte:

  • Urikostatika: Abbau von Purin zu Harnsäure. Dies ist die Standardtherapie (meistens mit Allopurinol)
  • Urikosurika: Vermehrte Ausscheidung von Harnsäure über den Urin. Wird als Therapie seltener eingesetzt

Gicht-Wunder aus der Giftpflanze: Colchicin lindert Schmerzen und beugt vor

Eine heimische Giftpflanze, die Herbstzeitlose, spielt eine wichtige Rolle in der Behandlung der Gicht. Die Pflanze wird aufgrund ihrer Toxizität nicht als Heilpflanze verwendet, sondern nur der Inhaltsstoff Colchicin wird extrahiert und als Medikament verarbeitet. Colchicin muss sehr vorsichtig eingesetzt werden, da es eine enge therapeutische Breite aufweist und nur auf ärztliche Verordnung abgegeben werden kann. Das Medikament kann als einziges sowohl zur Anfallsprophylaxe wie auch zur Schubtherapie verwendet werden.

Die Dosis macht das Gift

Dieses bekannte Sprichwort gilt insbesondere auch für die Gicht – Krankheit der Könige: Opulente Gelage mit Sonntagsbraten und üppigem Bierkonsum müssen bei entsprechender Veranlagung unter Umständen später gebüsst werden.

Wir wünschen Ihnen gute Gesundheit.

Ihr Apotheke Wyss Team

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