Zecken

Geschrieben von Natascha Reinhard am 30. Juni 2020

Gesundheitstipps | Mutter und Kind | Sportler

Klein, aber oho

So sicher wie der Frühling nach dem Winter zurückkehrt, so sicher wird auch die Zecke jedes Jahr aufs Neue zum Thema. Fakten und Wissenswertes über den Blutsauger, welcher uns den Waldspaziergang vermiesen will.

Steckbrief

  • Ich bin so gross wie ein Stecknadelkopf (0.5 bis 2.5 Millimeter)
  • Habe 8 Beine
  • Gehöre zur Familie der Spinnentiere
  • Bin auch als «gemeiner Holzbock» bekannt
  • Die meisten hatten bereits Kontakt mit mir
  • Ich bin Träger verschiedener Krankheiten!

Die Zecke

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Die neusten Zahlen des BAG

Anfangs Juni 2020 veröffentlichte das BAG die aktuellen Zahlen zu Erkrankungen, welche im Zusammenhang mit einem Zeckenstich stehen. Aufgrund des schönen, warmen Frühlings sowie den vielen Menschen, welche bedingt durch den pandemiebedingten Lockdown raus in die Natur flüchteten, sind diese Zahlen 2020 viel höher als in den Jahren zuvor.

Obwohl alljährlich viele Berichte und Artikel über die Zecken, deren Gefahren sowie das korrekte Verhalten bei einem Stich erscheinen, werden wir im Alltag, seitens unserer Kundschaft immer wieder mit Unsicherheiten und Unklarheiten zu diesem Thema konfrontiert.

Die aktuellen Zahlen vom Bundesamt für Gesundheit (BAG)

Mythen und Tatsachen

Es soll weltweit derzeit zwischen 850 und 900 verschiedene Zeckenarten geben. Einige davon auch in der Schweiz. Am bekanntesten ist wohl die bei uns als «gemeiner Holzbock» bekannte Schildzecke. Davon sind 5 bis 30% (stellenweise bis 50%) der Zecken Träger von Borrelien und etwa 0.5% übertragen das FSME-Virus. Leider laufen diese Verursacher von Krankheiten nicht mit einem entsprechenden Ausweis über unsere Haut, weshalb wir auf keinen Fall Bekanntschaft machen wollen.

Die Zecken leben in Bodennähe

Sie klettern teilweise auf hohe Grashalme oder auf Äste von Sträuchern. Von da aus lauern Sie auf einen Wirt – egal ob dies ein Reh, ein Hund oder ein Mensch ist. Früher vermutete man, die Zecken lassen sich von oben (zuweilen sogar von Bäumen) fallen, was sich als falsche These herausstellte.

Umgangssprachlich wird übrigens fälschlicherweise oft von einem «Zeckenbiss» gesprochen – es ist jedoch ein «Zeckenstich», der uns in gesundheitliche Schwierigkeiten bringen kann.

Zecken lieben das milde Klima

Ab Februar / März erscheinen die ersten Meldungen von Stichen. Wenn es in den Sommermonaten zu heiss wird, ziehen sie sich zurück und freuen sich dann wieder über einen warmen Herbst, der durchaus bis Oktober oder November dauern kann.

Übertragbare Krankheiten

Borreliose (Lyme-Krankheit)

Es beginnt mit einem Ausschlag

Bekannt ist Borreliose vor allem durch den Ausschlag, welchen wir als «Hof» bezeichnen. Da diese Wanderröte im Zentrum meistens blass mit einem roten (zuweilen graublau-violetten) Ring rundherum erscheint. Spannend ist, dass der Hautbefund sich je nach Weltregion verschieden zeigt.

 

In einem späteren Stadium der Krankheit

Monate bis Jahre nach dem Stich, kann das Bakterium den gesamten Organismus angreifen, insbesondere das Nervensystems: Schmerzen, Gefühlsstörungen und Lähmungen an den Armen und Beinen sowie im Kopfbereich können auftreten. Ebenfalls möglich sind Gelenkentzündungen.

 

Symptome verkürzen, Komplikationen vermeiden

Der Infekt kann mit einer Antibiotikum-Therapie während meistens 7-12 Tagen (bei später Diagnose sogar bis 4 Wochen) behandelt werden. Dadurch werden die Symptome verkürzt und Komplikationen vermieden. Jährlich erkranken in der Schweiz zwischen 6000 und 12’000 Personen an der Lyme Borreliose.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME, Zeckenenzephalitits)

Diese durch einen Virus verursachte Krankheit tritt ausser in den Kantonen Genf und Tessin (Stand Frühjahr 2020) in der gesamten Schweiz auf. Dieser Befund tritt zwar seltener auf als die Lyme- Borreliose, führt jedoch oftmals zu ernsthafteren Symptomen und Beschwerden. Die Bezeichnung «Frühsommer» kann irreleiten – denn diese Krankheit kann während der gesamten Zeckensaison übertragen werden. Zudem leider bereits ab der ersten Minute eines Stiches.

 

Im ersten Stadium

(meistens nach 2-28 Tagen nach einem Stich) ähneln die Anzeichen aufgrund des Fiebers, der Kopfschmerzen oder den Gelenkbeschwerden einer gewöhnlichen Grippe.

 

Im zweiten Stadium

kommt es bei 5 – 15% der Erkrankten zu Entzündungen des Nervensystems mit starken Kopfschmerzen, manchmal auch Lähmungen und Bewusstseinsstörungen. Hier sind auch bleibende Schäden möglich.

 

Die empfohlene Impfung

Es gibt eine Impfung, welche bei Kindern über 6 Jahren und Erwachsenen empfohlen wird. Sie macht dann Sinn, wenn man sich regelmässig im Freien aufhält und/oder Haustiere hält, welche Zecken ins Haus bringen könnten. Je nach Alter der Person sollte nach einer korrekt durchgeführten Grundimmunisierung die Impfung nach 10 Jahren jeweils aufgefrischt werden (Quelle: BAG Schweizer Impfplan 2023). Gerne schauen wir uns Ihren Impfausweis an und prüfen, ob sie noch ausreichend geschützt sind.

Gibt es noch weitere Übertragungsrisiken?

Weitere, durch Zecken übertragbare Krankheiten sind weitaus seltener, wie zum Beispiel die Anaplasmose, Rickettsiose, Babesiose, Neoehrlichiose und die Tularämie (Hasenpest).

Da nur gegen die FSME eine Impfung existiert, empfiehlt es sich, möglichst Zeckenstiche zu vermeiden.

Wundversorgung

Mit ein paar Tricks und Vorsichtsmassnahmen steht der nächsten Outdoor Aktivität nichts im Wege.

  • Kleidung: Sie sollte knöchellang und körperbedeckend sein. Helle Kleidung hilft zudem, nach dem Aufenthalt im Freien die Zecke auf der Kleidung leichter zu entdecken.
  • Schuhe: geschlossene, knöchelstabilisierende Modelle bieten den besten Schutz.
  • Ideal: ist, wenn die Socken über die Hosen gezogen werden, damit die Zecke nicht auf die Haut kommt. Modisch nicht unbedingt chic – aber wirksam.
  • Meiden: Hecken und Waldränder
  • Erhöhte Sicherheit: Zeckenschutzmittel verwenden. Es gibt Produkte für Kinder, Erwachsene; solche, um auf der Haut anzuwenden oder um die Kleider zu imprägnieren. Gerne beraten wir Sie bezüglich Möglichkeiten und Wirkdauer.
  • Zurück zu Hause: Kleidung und den Körper nach Zecken absuchen. Besonders gerne sind diese in Hautfalten wie der Leiste oder unter den Achseln anzutreffen; bei Kindern auch im Haaransatz versteckt.

Vorsichtsmassnahmen mit Ihrem geliebten Vierbeiner

Gilt für all jene, die ein Haustier haben, welches sich im Freien aufhält. Katzen und Hunde sind beliebte «Taxis» für die Blutsauger und können die Schmarotzer im Fell heimtragen. Bei den Hunden können zudem einige der übertragbaren Bakterien auch für die Vierbeiner unangenehme Symptome entwickeln. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, das Fell nach einem Streifzug draussen regelmässig zu bürsten und durch einen entsprechenden Schutz wie beispielsweise ein Halsband, sogenannten «Spot-On Tinkturen» oder mit einem Spray Zeckenstichen vorzubeugen.

Übrigens: ein Zeckenstich gilt als Unfall

Die Schweiz ist derzeit das einzige Land in Europa, in dem die Unfallversicherung für durch Zeckenstiche verursachte Krankheiten zuständig ist. Folgendes Vorgehen wird empfohlen:

  • Wenn nach einem Zeckenstich Anzeichen auftreten, die an eine Borreliose oder eine FSME denken lassen, raschmöglichst einen Arzt aufsuchen.
  • Ein Zeckenstich entspricht gemäss Rechtsprechung einem Unfallereignis.
  • Besteht eine Unfallversicherung, ist der Zeckenstich der Versicherung zu melden, falls der Arzt aufgesucht wird.

Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erholung in der Natur. Vermeiden Sie unnötige Stiche und bleiben Sie gesund. Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen.

Ihr Apotheke Wyss Team

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