Wie funktioniert eine Impfung?

Geschrieben von Gabriella Pagano am 15. November 2022

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Nur wenige Angriffe machen uns krank

Unser Körper ist ständigen Angriffen durch Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilzen ausgesetzt. Doch zum Glück machen uns die wenigsten dieser Angriffe auch krank. Dies verdanken wir unserem Immunsystem, welches durch seinen äusserst ausgeklügelten Aufbau fremde Eindringlinge erkennen und gezielt abwehren kann. Auf dieser Tatsache basiert das Prinzip der Impfung.

 

Das geniale Frühwarn- und Abwehrsystem

Um zu verstehen, wie eine Impfung funktioniert, muss man das Prinzip der menschlichen Immunabwehr kennen. Ganz vereinfacht erklärt, passiert Folgendes:

Dringt ein Krankheitserreger in den Körper ein, wird dieser als fremd und bedrohlich erkannt. In Tat und Wahrheit werden eigentlich nur die Oberflächenproteine des Krankheitserregers als fremd erkannt. Es wird sofort eine Kettenreaktion mit verschiedenen Immunzellen in Gang gesetzt.

Die körpereigenen Fresszellen

Einige dieser Immunzellen produzieren Antikörper, die sich genau passend an diese Oberflächenproteine heften können. Dadurch entsteht ein Antigen-Antikörper-Komplex, welcher von körpereigenen Fresszellen abgebaut wird. Ist diese Immunreaktion fertig abgelaufen, der Erreger eliminiert und damit die Infektionskrankheit überstanden, bleiben im Körper Gedächtniszellen für genau diesen spezifischen Erreger zurück. Der Körper hat damit eine Immunität gegen genau diesen Erreger entwickelt. Bei einem erneuten Kontakt mit ebendiesem Krankheitserreger erkennt der Körper ihn sofort. Die alarmierten Immunzellen und Antikörper bekämpfen ihn so schnell, dass die Krankheit gar nicht erst ausbricht. Diese Tatsache macht sich die Impfung erfolgreich zunutze.

Impfung: Die Einleitung der Immunkaskade

Der Impfstoff enthält eine kleine Menge an Krankheitserregern. Diese sind aber abgeschwächt, tot oder nur als Fragmente vorhanden. So kann die Krankheit nicht ausbrechen. Da aber trotzdem Erreger durch die Impfung in den Körper eindringen, werden die fremden Oberflächenproteine als Bedrohung wahrgenommen und die Immunkaskade beginnt zu laufen. Die Immunzellen bilden Antikörper und in der Folge auch Gedächtniszellen. Kommt der Körper zu einem späteren Zeitpunkt mit dem echten, krankmachenden Erreger wieder in Kontakt, erkennt er diesen sofort und ist in der Lage das Immunsystem so schnell zu aktivieren, dass die Krankheit nur sehr schwach oder gar nicht ausbrechen kann.

Booster: Oftmals nötig und empfehlenswert

Manchmal muss eine Impfung mehr als einmal verabreicht werden, damit genügend Antikörper gebildet werden, um im Ansteckungsfall eine genügend hohe Abwehr zu haben. Damit sich die Gedächtniszellen auch nach Jahren noch an den Erreger erinnern, ist bei einigen Impfungen nach einer gewissen Zeit eine Auffrischung (Booster) nötig.

Die verschiedenen Impfarten in der Übersicht

Aktive Immunisierung

Die Impfung enthält kleine Mengen des Krankheitserregers. Dieser ist lebend, aber in abgeschwächter Form vorhanden. Diesen Impfstoff nennt man Lebendimpfstoff. Beispiele für Lebendimpfstoffe sind Masern-, Mumps-, Röteln- und Gelbfieberimpfstoffe.

Die Impfung enthält tote Krankheitserreger. Obwohl der Erreger tot ist, erkennt das Immunsystem die Oberflächenproteine und bildet Antikörper dagegen. Beispiele für einen Totimpfstoff sind Kinderlähmung- und FSME-Impfungen.

Die Impfung enthält Fragmente (Bestandteile) des Krankheitserregers. Hier wird nicht der ganze Erreger geimpft, sondern nur die wichtigen Teile, welche die Oberflächenproteine zur Erkennung für das Immunsystem enthalten. Beispiele für diesen Impfstoff sind Grippe- und Hepatitisimpfstoffe.

Eine neuere Technologie für Impfstoffe bilden die Vektor-Impfstoffe oder die mRNA-Impfstoffe. Sie sind eine besondere Form der Totimpfstoffe.

Dieser Impfstoff enthält Messenger-Ribonukleinsäure. Das sind Botenmoleküle mit dem Bauplan für die Herstellung der Oberflächenproteine des Krankheitserregers. Die mRNA wird nach der Impfung ins Innere einer Körperzelle eingeschleust, wo der Bauplan gelesen wird. Die Körperzelle stellt daraufhin das Oberflächenprotein des Krankheitserregers her und befördert diesen an die Oberfläche. Das Immunsystem erkennt das fremde Protein an der Oberfläche der Körperzelle und bildet sofort Immunabwehrzellen und Antikörper, die die Zelle eliminieren. Nachdem die Immunreaktion vollständig abgelaufen ist, bilden sich Gedächtniszellen gegen das Oberflächenprotein. Bei einem Angriff durch den echten Krankheitserreger mit ebendiesem Oberflächenprotein ist das Immunsystem gewappnet und kann den Erreger bekämpfen, ohne dass die Krankheit richtig ausbrechen kann. Beispiel für mRNA-Impfstoff: Covid-19-Impfstoff.

Dieser Impfstoff funktioniert ähnlich wie ein mRNA-Impfstoff. Das zu erkennende Oberflächenprotein wird jedoch gentechnisch in ein Virus eingeschleust, welches für den Menschen harmlos ist. Dieses veränderte Virus (Vektor) wird geimpft und dringt in eine menschliche Zelle ein, wo dann, wie beim mRNA-Impfstoff, das Oberflächenprotein frei wird und an die Oberfläche der menschlichen Zelle gelangt. Dadurch kommt die Immunkaskade in Gang. Beispiel für Vektor-Impfstoffe: Ebola- und Covid-19-Impfstoff.

Passive Immunisierung

Es kann vorkommen, dass ein gefährlicher Krankheitserreger bereits in den Körper eingedrungen ist, und die Zeit nicht mehr reicht, das Immunsystem mit einer Impfung zu aktivieren. Dann besteht bei gewissen Krankheiten die Möglichkeit, direkt Antikörper zur Abwehr zu impfen. Die Antikörper wurden von einem Organismus (Mensch oder Tier) gewonnen, welches die Krankheit bereits durchgemacht hat. Werden direkt Antikörper geimpft, welche nicht vom eigenen Körper hergestellt wurden, nennt man dies passive Immunisierung. Das Immunsystem des Körpers muss nicht aktiv werden, die Antikörper gegen den Erreger werden direkt durch die Impfung in den Körper gebracht. Ein Beispiel für passive Immunisierung ist die Tollwutimpfung. Diese wird erst verabreicht, wenn ein Mensch von einem Tier gebissen wurde und Tollwutverdacht besteht.

Haben Sie Fragen zu Ihrem Impfstatus? Oder möchten Sie sich gegen die Grippe impfen lassen? Kommen Sie in Baden oder Dättwil vorbei – wir beraten Sie gerne.

Wir wünschen Ihnen einen schönen Winter, voller Gesundheit und Wohlbefinden.
Ihr Apotheke Wyss Team

Mehr erfahren

Schweizerische Impfplan 2022

Der Schweizerische Impfplan 2022 vom Bundesamt für Gesundheit BAG enthält Informationen über die in der Schweiz empfohlenen Impfungen. Ziel ist ein optimaler Impfschutz jeder Einzelperson und der Bevölkerung insgesamt.

www.bag.admin.ch

 

Quellen und weiterführende Informationen

Der deutsche Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz

www.bgv-impfen.de

 

Das schweizerische Heilmittelinstitut erklärt die verschiedenen Impfstoffarten mittels Lernvideos

www.swissmedic.ch

 

Wissenschaftlicher Beitrag rund um die Frage warum der Erfolg von Impfungen deren Akzeptanz gefährtet. Von Sebastian Wendt, Henning Trawinski, Corinna Pietsch, Michael Borte & Christoph Lübbert DTM&H

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