Johanniskraut – die goldene Vielfalt

Geschrieben von Almut Huber am 25. November 2025

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Johanniskraut: Natürlicher Stimmungsaufheller mit starker Wechselwirkung

Das wunderschön gelb blühende Johanniskraut verdankt seinen Namen Johannes dem Täufer, da es zur Sommersonnenwende rund um den Johannistag am 24. Juni blüht. Auch der englische und spanische Name (St John`s wort und hierba de San Juan) beziehen sich darauf.

Von Löchern und roten Fingern: Die Botanik des Tüpfelkrauts

Die botanische Bezeichnung des echten Johanniskrautes, Hypericum perforatum, widerspiegelt die mit Öldrüsen besetzten Blättchen: gegen das Licht betrachtet erscheinen die Blätter durchlöchert, also «perforiert». Vor allem an den gelben Blütenblättern erkennt man ausserdem schwarze Punkte, was dem Johanniskraut den Namen «Tüpfelkraut» eingebracht hat. Es handelt sich dabei um drüsige Ölbehälter, die rotes Hypericin enthalten. Zerreibt man frische Blüten, färben sich die Finger deshalb rot.

Johanniskraut: Ein globales «Missverständnis»

Das Johanniskraut ist bei uns in Europa heimisch, doch in Nordamerika tritt es als unerwünschter Neophyt auf – eine Umkehrung der üblichen Verhältnisse. Während es bei uns auf den intensiv bewirtschafteten Wiesen kaum eine Chance hat und sich eher an Weg- und Waldrändern oder in Naturgärten ansiedelt, fühlt es sich auf den weiten Graslandschaften der kanadischen und amerikanischen Prärie sichtlich wohl.

Dort ist es jedoch ein ungeliebter Gast. Es reduziert nicht nur den wertvollen Grasertrag, sondern erhöht mit seinen getrockneten Stielen im Sommer auch die Brandgefahr.

Obwohl Weidetiere wie Kühe, Schafe und Ziegen das Kraut instinktiv meiden, kann der Verzehr des jungen Johanniskrauts zu ernsten Problemen führen: Der Inhaltsstoff Hypericin bewirkt eine starke Lichtsensibilisierung, die bei den Tieren Rötungen, Schwellungen und schmerzhafte Verkrustungen der Haut hervorruft.

Diese Nebenwirkung ist natürlich nicht nur beim Tier zu beobachten. Deshalb sollten insbesondere hellhäutige Personen bei einer Behandlung mit Johanniskraut die Sonnenexposition meiden.

Wirkstoffe

Neben genanntem Hypericin enthält Johanniskraut Hyperforin, Flavonoide, Xanthone, Procyanidine, Gerbstoffe und ätherisches Öl.

Anwendung

Schon zur Zeit von Dioskurides im 1. Jh. n. Chr. erwähnt, findet Johanniskraut auch heute noch innerlich und äusserlich zugelassene Anwendungen, die durch die EMA (European Medicines Agency) und das HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) in einer Monographie festgehalten sind.

Die zu medizinischen Zwecken verwendeten Pflanzen werden vornehmlich in Deutschland, Osteuropa und Chile angebaut.

Äusserliche Anwendung

Für die Behandlung von kleinen Wunden und Verbrennungen ist Johanniskrautöl, das sogenannte Rotöl, zugelassen. Traditionell wird es auch zur Behandlung kleiner Narben und rheumatischer Schmerzen verwendet. Die betroffenen Stellen reibt man ein oder legt eine getränkte Kompresse auf.

Hierzu gibt es Fertigpräparate. Zudem lässt sich aus gesammelten frischen Blüten ganz einfach ein wunderbares Öl selber herstellen.

 

Tipp aus Ihrer Stammapotheke

Machen Sie Ihr eigenes Rotöl! So stellen Sie das bewährte Johannisöl ganz einfach selbst her:

Ein Konfiglas mit frischen Blüten satt füllen, mit Olivenöl bedecken und gut verschliessen. Das Glas zwischendurch schütteln und zwei bis vier Wochen an der Sonne stehen lassen, bis sich das Öl rot gefärbt hat. Danach durch ein feines Tuch abfiltrieren und das Öl zur dunklen und kühlen Aufbewahrung in eine dunkle Flasche abfüllen. Wichtig: Innerhalb eines halben Jahres verwenden.

Innerliche Anwendung

Zur innerlichen Anwendung ist Johanniskraut zugelassen zur Behandlung von vorübergehenden mentalen Erschöpfungszuständen, milden Verdauungsstörungen, nervösen Unruhezuständen, Einschlafstörungen und zur kurzzeitigen Behandlung von milder depressiver Verstimmung.

Zur Behandlung von Depressionen wird eine wirksame Dosis mit einer Teezubereitung nicht erreicht. Dazu eignen sich Fertigpräparate mit standardisierten Extrakten.

Die übrigen traditionellen Indikationen können mit Teezubereitungen (1.5-2g Kraut, mit 150ml siedendem Wasser übergiessen, nach 5-10 Min. abseihen) angegangen werden.

Pflanzliche Kraft im Kopf: Wie Johanniskraut die Chemie der Stimmung steuert

In seiner Wirkung gegen leichte bis mittelschwere depressive Verstimmungen scheint Johanniskrautextrakt mit gewissen synthetischen Antidepressiva durchaus vergleichbar und erhöht wie diese die Konzentration von Neurotransmittern (Überträgersubstanzen) an den Nervenenden.

Solche Arzneimittel werden regelmässig ein- bis dreimal täglich eingenommen und wirken etwas verzögert nach etwa zwei bis vier Wochen. Sie sollen nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit und mangels Datenlage erst ab einem Alter von 18 Jahren angewendet werden.

Das stille Risiko: Welche Medikamente sich nicht mit Johanniskraut vertragen

Johanniskrautpräparate sind sehr wirksam, im positiven aber leider auch im negativen Sinn. Es ergeben sich nämlich zum Teil schwerwiegende Wechselwirkungen, indem die Konzentration von abbauenden Enzymen erhöht wird. Andere Arzneistoffe werden dadurch schneller ausgeschieden und können weniger wirken.

Ganz wichtig sind solche Interaktionen bei Immunsuppressiva, Arzneimitteln gegen HIV und Hepatitis, gewissen Zytostatika, dem Blutverdünner Marcoumar, Antibabypillen, Medikamenten gegen Pilzinfektionen, den herzwirksamen Wirkstoffen Digoxin und Verapamil und dem Cholesterinsenker Simvastatin. Eine verstärkte Wirkung synthetischer Antidepressiva ist ausserdem bei gleichzeitiger Einnahme zu erwarten.

Die gute Nachricht: Dank moderner Forschung gibt es inzwischen hyperforinarme Präparate. Diese weisen ein deutlich geringeres Interaktionspotenzial auf und können sehr sinnvoll eingesetzt werden.

Ihr Schutzschild in der Therapie: Wir prüfen Ihre Sicherheit!

Die Wirksamkeit des Johanniskrauts ist unbestritten – doch seine Wechselwirkungen dürfen nicht ignoriert werden. Ihre therapeutische Sicherheit hat für uns höchste Priorität.

Wichtig: Bevor Sie ein Johanniskraut-Präparat anwenden, ist ein umfassender Interaktions-Check mit all Ihren aktuellen Medikamenten unerlässlich.

Kommen Sie persönlich vorbei – wir beraten Sie sehr gerne ausführlich und kompetent in unseren Apotheken in Baden und Dättwil, um die optimale und sichere Anwendung für Sie zu gewährleisten.

Wir wünschen Ihnen einen gesunden und heiteren Winteranfang. Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen.

Ihr Apotheke Wyss Team

Literatur

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