Korrekte und wirkungsvolle Medikamenteneinnahme

Geschrieben von Jessica Baumgartner am 16. Januar 2024

Apotheke Wyss | Gesundheitstipps | Senioren

Wenn Sie verordnete Medikamente korrekt und termingerecht einnehmen, erreichen Sie die bestmögliche Wirkung.

Das ist nicht immer einfach, aber unsere motivierende Aufgabe in der Apotheke – Sie bei dieser täglichen Routine unterstützen und leidenschaftlich gerne beraten zu dürfen.

Sei es bei den regelmässig einzunehmenden Therapien oder während einer kurzfristigen Antibiotikum-Behandlung: Die korrekte Einnahme macht einen grossen Teil der Wirksamkeit aus und kann schlussendlich den Erfolg massgeblich beeinflussen.

Teamwork für bestmögliche Wirksamkeit

Sobald Sie uns ein Rezept zur Ausführung übergeben, beginnt ein spannender Teil der Beratung durch unser Team: Welche Medikamente sind verordnet – und wie gestaltet sich deren Anwendung für Sie? Oftmals schreiben wir halbe Romane auf die Dosierungsetiketten – immer in der Hoffnung – Ihnen eine hilfreiche Anleitung, für die wirksame Therapie, mitgeben zu können.

Behalten Sie den Überblick über Ihre Medikamente

Mit einer Tablette pro Tag behält man die Übersicht bezüglich «wann» und «wie» noch relativ leicht. Doch sollten aus gesundheitlichen Gründen diverse Produkte und diese mehrmals täglich eingenommen werden, ist die Therapie manchmal nicht mehr so einfach in den Alltag einzubinden. Da kann die Gedankenstütze auf der Verpackung in Form einer Einnahmeempfehlung dienlich sein.

Mit, während oder nach dem Essen?

Einige Medikamente sollten möglichst mit leerem Magen eingenommen werden, da sie dadurch besser vom Körper aufgenommen werden können – andere empfehlen wir unbedingt während einer Mahlzeit zu konsumieren.

Unbedingt mit leerem Magen genommen werden sollten:

  • Medikamente zur Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion
  • Einige Antibiotika sowie das Antiallergikum Bilaxten®
  • Im Fachjargon reden wir oftmals von «nüchtern einnehmen», womit wir 30-60 Minuten vor dem Essen oder mindestens 2 Stunden nach einer Mahlzeit meinen.

«Vor dem Essen» bedeutet in Normalfall, dass ein Präparat mindestens 30 Minuten vor dem Essen eingenommen werden sollte.

Hier betrifft es oftmals Medikamente, welche einen magensaftresistenten Überzug haben, da diese sich erst im Darm freisetzen sollten. Bei einer Einnahme mit einer Mahlzeit besteht ansonsten die Gefahr, dass der Wirkstoff sich zu früh auflöst und nicht den gewünschten Effekt erzielt. Betroffen davon sind:

  • Die Magensäuresekretionshemmer «Pantoprazol» und «Lansoprazol»
  • Das berühmte «Aspirin Cardio®».

Während einer Mahlzeit – mit optimaler Wirkung

Fettlösliche Vitamine wie Vitamin A, D oder E werden durch die Konsumation während einer Mahlzeit (zum Beispiel mit einem Joghurt oder Butterbrot) besser vom Körper aufgenommen.

Aufgrund Ihres Einsatzgebietes werden Verdauungsenzyme ebenfalls während oder direkt nach dem Essen eingenommen – denn die konsumierten Nahrungsmittel sind der primäre Grund der Einnahme, um die Nährstoffe gut aufzuspalten und dadurch unangenehme Verdauungsbeschwerden zu verhindern.

Nach einer Mahlzeit – Empfehlung

«Nach dem Essen» werden viele entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac zur Einnahme empfohlen, da der Wirkstoff durch die Nahrung etwas weniger mit dem Verdauungstrakt in Kontakt kommt.

Bei einem akuten Schmerz ist im Gegensatz zu dieser Empfehlung der schnelle Wirkungseintritt höher zu gewichten, weshalb bei einem kurzfristigen Einsatz sogar eine Einnahme in leeren Magen zu bevorzugen ist – denn die Nahrung kann schlichtweg die Auflösung und den Weitertransport des Wirkstoffes verzögern. Bleibt zum Beispiel ein üppiges Mittagessen etwas länger im Magen liegen, wird auch die Kopfschmerztablette nicht vorwärtstransportiert und kann dadurch ihren Effekt nicht auslösen.

Unabhängig von einer Mahlzeit

Am einfachsten sind diejenigen Produkte, welche «unabhängig von einer Mahlzeit» eingenommen werden können – die aktive Substanz wirkt genau gleich gut, egal ob sie mit oder ohne Nahrung konsumiert wird.

Nahrungsmittel mit Gefahrenpotenzial

Idealerweise werden Tabletten, Dragées oder Kapseln mit einem grossen Glas Wasser eingenommen – da Kaffee, Tee oder Fruchtsäfte bereits einen Effekt auf die Wirkung des Produktes haben können.

Zum Beispiel binden die Gerbstoffe aus dem Schwarz- oder Grüntee teilweise das Eisen, welches in vielen Aufbaupräparaten enthalten ist, so dass es im Darm gar nicht mehr gut resorbiert (aufgenommen) werden kann.

Kaffee: Coffein kann einen positiven (gewünscht verstärkenden) oder einen negativen (unerwünscht verstärkenden) Effekt haben.

Aus diesem Grund wird in einigen Schmerzmitteln diese Substanz gezielt beigemischt. Ansonsten raten wir eher von einer solchen Kombination ab, da aufgrund der Eigenschaften von Coffein auf das Nervensystem und dem Abbau der Substanz Wechselwirkungen mit dem Medikament entstehen können.

Bei Milch und Milchprodukten ist bekannt, dass unter anderem das darin enthaltene Calcium mit Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline oder Ciprofloxacin deren Wirksamkeit beeinträchtigt, da diese einen Komplex bilden, wodurch weniger Wirkstoff ins Blut gelangen kann.

Derselbe Mechanismus kommt auch bei Aufbaupräparaten zum Tragen, welche Calcium oder Magnesium enthalten.

Der unerwünschte Nebeneffekt von Grapefruitsaft

Die uns bekannteste Interaktion zwischen Nahrungsmittel und Medikamenten ist Grapefruitsaft: in diesem Fall verstärkt der Grapefruitsaft den Effekt von pharmazeutischen Präparaten, was zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann.
Bereits ein Glas des Saftes kann während 24 Stunden wirksam bleiben.

Alkohol und Arzneimittel – Suboptimal

Die Kombination von Alkohol und Medikamenten ist nicht ideal, das wissen die meisten von uns. Zum einen kann der Alkohol die Wirkung des Medikamentes verstärken, zum anderen wird oftmals auch der Abbau des Präparates verlangsamt, was die Möglichkeiten von Nebenwirkungen und/oder der Ansammlung des Wirkstoffes im Blut zur Folge haben kann.

Es gibt im Gegenzug auch Wirkstoffe, die wiederum den Abbau von Alkohol im Körper vermindern, was zu unangenehmen Nebenwirkungen wie starker Übelkeit führen kann.

Die Häufigkeit der Einnahme

Verordnet der Arzt 1 x täglich 1 Tablette, wird diese idealerweise jedes Mal zur gleichen Tageszeit eingenommen.

Sollte das Präparat mehrmals am Tag verabreicht werden, ist es am besten, wenn man die 24 Stunden durch die Anzahl Einnahmen teilt – so wird eine möglichst konstante Konzentration im Blut gewährleistet.

Ein Beispiel: wird ein Produkt 3 x täglich verordnet, empfehlen wir alle 8 Stunden 1 Dosis einzunehmen.

Die beste Tageszeit für Ihre Therapie

Dass ein Schlafmittel eher abends vor dem Zubettgehen eingenommen werden soll, ist plausibel.
Im Gegenzug gibt es jedoch Produkte, die eher morgens eingenommen werden sollten:

  • Vitaminpräparate, welche Energie spenden, sind morgens sinnvoller eingesetzt.
  • Kortisonprodukte sollten morgens vor 8.00 Uhr geschluckt werden, da sie einerseits auch leicht anregend wirken und durch diesen Zeitpunkt die körpereigene Kortisonproduktion nicht beeinträchtigt wird.

Der Cholesterinsenker «Pravastatin» entfaltet abends besser seine Wirkung – hier geht man jedoch, wenn der Kunde mehreren Medikamenten nehmen muss, oftmals einen Kompromiss ein: aus Gründen der Vereinfachung werden alle Produkte zusammen, meistens morgens, eingenommen. Durch diesen Kniff reduziert sich das Risiko eines Vergessengehens bei einer separaten Einnahme abends um ein Vielfaches. In diesem Fall wird die Therapietreue gegenüber der Wirkungsentfaltung höher gewichtet.

Tagesroutine – eine grosse Herausforderung

In den Gesprächen in der Apotheke realisieren wir immer wieder, dass neben all den Punkten, wann ein Präparat wie korrekt eingenommen werden sollte, der grösste Knackpunkt die Tagesroutine, respektive das Vergessengehen einer Einnahme ist. Als Fachbegriff verwenden wir hier die sogenannte «Compliance».

Bei einer Medikation von mehreren Präparaten empfehlen wir deshalb ein «Dosett», in welches man tage- oder wochenweise die einzunehmenden Produkte vorbereitet. So behält man leichter den Überblick auf die Frage, ob man seine tägliche Dosis an Tabletten schon eingenommen hat.

Gerne unterstützen wir Sie zu diesem Thema, falls Sie Ihre Therapie von uns in Wochenblister abgepackt erhalten möchten.

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Ihr persönlicher Medikationsplan

Um einen leichteren Überblick nach einer Veränderung Ihrer Therapie zu bekommen, drucken wir Ihnen gerne einen Medikationsplan aus.

Wenn das Schlucken nicht leicht fällt

Egal wie gross oder klein die Tablette auch sein mag – es gibt immer wieder Situationen, da fällt das Schlucken des Medikamentes nicht leicht.

Apotheke Wyss Tipps zur Medikamenteneinnahme

In aufrechter Haltung im Stehen oder Sitzen die Einnahme angehen.

Reichlich Leitungswasser (idealerweise 1-2 dl) zur Hand haben, mit einem grossen Schluck die Dosis herunterspülen.

Während der Einnahme nicht nach oben, sondern nach unten schauen: Oftmals schwimmt die Kapsel auf dem Wasser. Mit der Haltung nach unten schwimmt diese eher in Richtung Speiseröhre als nach vorne zu den Zähnen.

Die Tablette auf die Zunge legen und aus einer flexiblen Kunststofftrinkflasche einen grossen Schluck Wasser nehmen. Durch den Saugeffekt, der beim Trinken aus der Wasserflasche entsteht, wird die Tablette leichter weggespült.

Die Tablette auf eine halbfeste Substanz wie Joghurt legen und so verabreichen.

Als Hilfsmittel bei der Einnahme von festen Arzneiformen gibt es einen «Schluckgel»: Neben der leichteren Verabreichung der Tablette wird bei unangenehm schmeckenden Tabletten auch deren Geruch überdeckt.

Fragen Sie uns bezüglich Alternativen: teilweise gibt es denselben Wirkstoff in einer anderen Darreichungsform wie Tropfen oder Brausetabletten.

Einige Tabletten können geteilt werden, bei den Kapseln darf man diese in gewissen Fällen auch öffnen – sprechen Sie uns an, wenn Sie aufgrund von Schwierigkeiten der Einnahme diese Überlegungen machen. Bei vielen Produkten ist diese Lösung nicht möglich, denn nicht jede Bruchrille ist zum Teilen der Tablette gedacht, sondern lediglich eine sogenannte «Zierrille». Je nach Verarbeitung verliert ein Medikament einen Teil der Wirkung durch das Teilen, was nicht erwünscht ist. Als Fachpersonen können wir Ihnen hier gezielt weiterhelfen.

Teamwork und Eigeninitiative

Da eine Therapie nur erfolgreich sein kann, wenn diese auch befolgt wird, ist jede korrekte Einnahme ein Stück auf dem Weg zum Ziel.

Wir begleiten Sie gerne und wünschen Ihnen gute Gesundheit – diese liegt uns am Herzen.

Ihr Apotheke Wyss Team

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