Schwangerschaftsverhütung
Geschrieben von Eva Moser am 2. September 2025

Verhütung: Was wirklich zu Ihnen passt
Im Verlauf einer Partnerschaft gibt es immer wieder Situationen, in denen eine Schwangerschaft die Lebensplanung auf den Kopf zu stellen droht. Die vielfältigen Verhütungsmöglichkeiten können Frauen vor eine grosse Herausforderung stellen. Dennoch gibt es für fast jede Situation eine passende Lösung.
Der weibliche Zyklus
Bei jungen Mädchen setzt zwischen 11 und 14 Jahren die erste Regelblutung ein, sie dient der Vorbereitung auf eine Schwangerschaft. Als Zyklus wird die Zeit zwischen dem 1. Tag der Blutung und dem letzten Tag vor Beginn der nächsten Blutung bezeichnet. Ein Zyklus dauert im Durchschnitt 28 Tage, auch 26 bis 35 Tage sind normal.
In der Zyklusmitte (ca. 10. bis 17. Tag nach dem 1. Tag der Blutung) gibt ein Eibläschen (Follikel) im Eierstock eine Eizelle frei. Dieser Vorgang wird als Eisprung (Ovulation) bezeichnet. Das Ei bleibt für einige Tage im Eileiter und kann dort bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr von einem männlichen Spermium befruchtet werden.

Achtung: Die Eizelle ist nur 6 bis 12 Stunden befruchtungsfähig, Spermien jedoch 3 bis 5 Tage. Daher kann auch bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, der bis 5 Tage vor dem Eisprung stattgefunden hat, eine Schwangerschaft eintreten.
Findet keine Befruchtung statt, wird die aufgebaute Schleimhaut während der Regelblutung von der Gebärmutter abgestossen, ein neuer Zyklus beginnt.
Tanz der Hormone
Der Menstruationszyklus ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Hormone:
In der Menstruationsphase (1. bis 4. Tag) bewirkt ein Mangel an Progesteron (Gelbkörperhormon) die Abstossung der aufgebauten Schleimhaut, es kommt zur Blutung.
In der Proliferationsphase (5. bis 14. Tag) führt das follikelstimulierende Hormon (FSH) zur Reifung des Follikels und der darin enthaltenen Eizelle. Gleichzeitig bewirkt Östrogen den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, die Öffnung des Gebärmutterhalses und eine Verflüssigung des Zervikal Schleims, so dass die männlichen Spermien optimal den Weg zur Eizelle finden können. Der Eisprung wird in der Zyklusmitte durch den Abfall des Östrogenspiegels und den Anstieg der Hormone FSH und LH (Luteotropes Hormon) ausgelöst.
In der Sekretionsphase (15. bis 28. Tag) wird aus dem Follikel der Gelbkörper, der das Hormon Progesteron produziert. Dieses bewirkt einen Umbau der Gebärmutterschleimhaut, so dass sich das befruchtete Ei einnisten kann. Der Gebärmutterhals verengt sich und der Zervixschleim wird wieder fester. Die Körpertemperatur erhöht sich.Kommt es nicht zu einer Befruchtung der Eizelle, sinkt der Progesteronspiegel wieder ab. Es kommt zur Menstruation und der Zyklus beginnt von vorn.
Hormonelle Verhütungsmethoden aber auch hormonfreie Methoden basieren auf diesen Veränderungen.
Der Pearl-Index: Was er Ihnen über Verhütung verrät
Die verschiedenen Verhütungsmethoden unterscheiden sich in ihrer Sicherheit, die sich im Pearl-Index widerspiegelt. Wenn 100 Frauen eine Verhütungsmethode 12 Monate lang anwenden, entspricht die Zahl der ungewollten Schwangerschaften dem Pearl-Index, d.h. je niedriger der Wert, desto sicherer die Methode.

Die Qual der Wahl
Es gibt zahlreiche Verhütungsmethoden, jeweils mit Vor- und Nachteilen (die Angaben zum Pearl-Index gelten aber nur bei korrekter Anwendung der Verhütungsmethode!)
Kombinierte hormonelle Verhütungsmethoden:
Sie enthalten ein Östrogen (Ethinylestradiol oder Estradiol) und ein Gestagen (z. B. Levonorgestrel- oder ein Progesteron Derivat). Beide Komponenten sind nötig, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Durch Unterdrückung der FSH- bzw. LH-Freisetzung wird der Eisprung verhindert. Ausserdem verdickt sich der Zervixschleim, sodass die Spermien das Ei nicht mehr erreichen und eine veränderte Auskleidung der Gebärmutter verhindert die Einnistung des befruchteten Eis.
- Kombinierte Pille (Östrogen/Gestagen)
Pearl-Index: 0,3
Vorteile: Effektiv, einfache Anwendung, zusätzlich je nach Zusammensetzung positive Wirkungen z.B. auf den Zyklus oder das Hautbild.
Nachteile: Tägliche Anwendung, bzw. Einhalten einer Pillenpause - Hormonpflaster, Vaginalring (Östrogen/Gestagen)
Pearl-Index: 0,3
Vorteile: Effektiv, einfache Anwendung, keine tägliche Anwendung, eventuell positive Wirkung
auf Haut und Zyklus
Nachteile: Anwendungswochen müssen beachtet werden, evtl. lokale Irritationen der Haut durch das Pflaster, vermehrter Ausfluss beim Vaginalring.
Östrogenfreie Verhütungsmethoden (Gestagen-haltig):
Gestagen-Pille
Pearl-Index: Je nach Präparat 0,14 bis 0,73
Vorteile: Effektiv, einfache Anwendung, zusätzlich je nach Zusammensetzung positive Wirkungen z.B. auf die Blutungsstärke
Nachteile: Tägliche Anwendung, bzw. Beachten der Anwendungstage.
3-Monats-Spritze
Pearl-Index: 0,3
Anwendung nur in Ausnahmefällen,
Nachteile: Nie mehr als 2 Jahre (ansonsten Reduktion der Knochendichte), nicht bei sehr jungen Frauen, bei Langzeitanwendung erhöhtes Thromboserisiko.
Hormonimplantat
Pearl-Index: 0,05
Vorteile: effektive Verhütung, Langzeitanwendung (Wechsel nach 3 Jahren), Blutungsreduktion
Nachteile: Muss von einem ausgebildeten Arzt/einer ausgebildeten Ärztin gelegt werden, evtl. Gewichtszunahme, Brustspannen, evtl. erhöhtes Thromboserisiko.
Hormonspirale (IUS)
Pearl-Index: 0,2
Die Spirale enthält das Gestagen Levonorgestrel
und kann je nach Präparat 3 bis 5 Jahre in der Gebärmutter bleiben.
Vorteile: Sexuelle Spontanität, Anwendung bei KI für Östrogene, Blutungsreduktion.
Nachteile: Einlage evtl. schmerzhaft, Blutungsstörungen in den ersten Wochen, Risiko für Ausstossung (gynäkolog. Nachkontrollen).
Hormonfreie Verhütungsmethoden (Auswahl):
Kondom
Pearl-Index: 2
Vorteile: Hormonfrei, Verwendung bei Bedarf, schützt vor sexuell übertragbaren Krankheiten bzw. vermindert deren Übertragungsrisiko.
Nachteile: Unterbricht den Sex, kann abrutschen oder reissen. Bei Latex-Allergie latexfreie Kondome benutzen. Gleitmittel auf Öl Basis beschädigen Kondome aus Latex oder Polyisopren. Lokale Antimykotika (Mittel gegen Pilzinfektionen) und Antiseptika können die Dichtigkeit von Latexprodukten (Kondom, Diaphragma) sowie die Wirksamkeit von Spermiziden herabsetzen.
Diaphragma
Pearl-Index: 6, Zervikalkappe (Pearl-Index: 9), Frauenkondom (Pearl-Index: 5)
Die Anwendung dieser Methoden braucht Übung (Pearl-Index bei typischer Anwendung ca. 15 bis 20!). Diaphragma und Zervikalkappe schützen nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Kupferspirale
Pearl-Index: 0,6
Kupfer macht die Spermien unbeweglich und verhindert durch eine Veränderung der Gebärmutterschleimhaut die Einnistung eines Eis.
Vorteile: Langfristige (3 bis 5 Jahre), sehr sichere reversible Wirkung.
Nachteile: Einlage durch den Frauenarzt, evtl. leicht schmerzhaft, Verrutschen möglich (Kontrollen nötig), meist stärkere Monatsblutung, kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Sterilisation (Frau/Mann)
Pearl-Index: 0.5
Definitive und sehr sichere Methode, die in der Regel irreversibel und mit einer Operation verbunden ist.
Natürliche Verhütungsmethoden:
Bei diesen Methoden wird die Körpertemperatur gemessen und/oder die Beschaffenheit des Zervikal Schleims überprüft. Zyklus und Lebensrhythmus sollten regelmässig sein. Die Temperatur-Methode sagt erst nach dem Eisprung aus, wann die fruchtbaren Tage zu Ende sind. Ausserdem sollte die Bereitschaft vorhanden sein, eine dennoch eintretende Schwangerschaft zu akzeptieren. Zykluscomputer unterstützen die Bestimmung der fruchtbaren Tage.
Temperatur-Methode
Pearl-Index: 3 bis 5, (typische Anwendung 25!)
Tägliche Messung der Basaltemperatur (nach dem Aufwachen, möglichst zur gleichen Tageszeit, mind. 6 Stunden Schlaf, Messung immer gleich in Mund oder Vagina oder After, Messung unter der Achsel ist ungenau). Tiefste Temperatur am Tag des Eisprungs, dann Temperaturerhöhung um 0.2 bis 0.5 °C
Symptothermale Methode
Kombination aus Temperatur-Methode und Beobachtung des Zervikalschleims (Beschaffenheit ändert sich im Verlauf des Zyklus. Ist der Schleim spinnbar beginnt die fruchtbare Phase).
Kalender-Methode nach Knaus-Ogino
Aus der Länge möglichst vieler Menstruationszyklen werden die fruchtbaren Tage berechnet, die Methode ist sehr unsicher (Pearl-Index: 9 bis 40).
Coitus interruptus
Pearl-Index: 4 (typische Anwendung 27!) Sehr unsicher, kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Dieser Blogbeitrag nennt nur einige ausgewählte Verhütungsmethoden und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Ihre Verhütung, Ihre Gesundheit: Warum das Beratungsgespräch so wichtig ist.
Junge Frauen sollten sich ausführlich bei ihrer Frauenärztin/ihrem Frauenarzt und in der Apotheke
beraten lassen. Welche Verhütungsmethode ist die geeignetste (z.B. Pflaster/Vaginalring, wenn eine tägliche Einnahme unzuverlässig ist. Auswahl eines geeigneten Gestagens bei Frauen mit Akne; Gestagen-Monopräparat bei Kontraindikation von Östrogenen). Bei einer geplanten hormonellen Verhütung ist eine gynäkologische Untersuchung unerlässlich, auch im Hinblick auf ein Thromboserisiko. Je nach Zusammensetzung des Präparates erhöht sich das Thromboserisiko unterschiedlich stark, vor allem im ersten Anwendungsjahr – aber nie so stark wie bei einer Schwangerschaft.

Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen. Darum beraten wir Sie gerne ganzheitlich, auch bei der Wahl der richtigen Verhütungsmethode – persönlich und diskret.
Ihr Apotheke Wyss Team
Literaturverzeichnis
- https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/natuerliche-familienplanung/weiblicher-zyklus-wann-sind-die-fruchtbaren-tage/
- https://www.verhuetungsinfo.ch/de
- https://www.sexuelle-gesundheit.ch/themen/verhuetung/verhuetungsmethoden
- https://sexandfacts.ch/de/schwangerschaftsverhuetung
- https://www.lilli.ch/schwangerschaft_verhuetung
- https://www.santer.ch/wp-content/uploads/2018/09/Bayer-Verhuetungsbroschuere-dt.pdf
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